Museum Reinheim

 .....zu Gast in der Vergangenheit.

Orte jüdischen Lebens in Reinheim - die Synagoge

Die Synagoge, die sich einst an diesem Ort befand, wurde im Zuge der Enteignungen der jüdischen Bürgerinnen und Bürger verkauft. Aus diesem Grund wurde die Synagoge im Gegensatz zu anderen Synagogen im Reich nicht angezündet. Die Inneneinrichtung wurde demoliert.

NSDAP-Bürgermeister Göbel meldete 1938, Reinheim sei "judenfrei". Die jüdische Bevölkerung war in größere Städte gezogen, um dort Schutz in der Anonymität zu finden.

Bis 1937 wanderten 20 jüdische Personen aus: 15 nach Nordamerika, zwei nach Paris und drei Personen nach Palästina. 16 weitere Personen zogen bis 1937 in andere Städte in Deutschland, die meisten nach Frankfurt am Main. Die 19 Personen, die 1938 noch in Reinheim lebten, zogen nach den Pogromen weg. 15 zogen nach Frankfurt, zwei weitere verzogen ebenfalls in Deutschland. Zwei Personen emigrierten nach Südafrika.

Spätestens nach der Wannsee-Konferenz, bei der über die "Endlösung der Judenfrage" diskutiert worden war, waren jüdische Bürger*innen auch in Großstädten nicht mehr sicher.

Wir denken an

Rosa Braun, geb. Lehmann, verzogen nach Offendorf Bas Rhin, ermordet in Auschwitz im Alter von 52 Jahren.

Hedwig Heilborn, geb. Morgenthau, verzogen nach Breslau, ermordet in Auschwitz im Alter von 61 Jahren.

Chämi Oppenheimer, geb. Lehmann, verzogen nach Mannheim, ermordet in Gurs im Alter von 56 Jahren.

Nathan Morgenthau, verzogen nach Bendorf, ermordet in Izbica im Alter von 86 Jahren.

Otto Weißbecker, verzogen nach Dreieichenhain, ermordet in Lodz im Alter von 57 Jahren.

Emma Weißbecker, geb. Wolf, verzogen nach Dreieichenhain, verschollen in Lodz.

Josef Frohmann, verzogen nach Frankfurt, ermordet in Lodz im Alter von 73 Jahren.

Amalie Frohmann, geb. Gruenebaum, verzogen nach Frankfurt, ermordet in Lodz im Alter von 69 Jahren.

Max Frohmann, verzogen nach Frankfurt, ermordet in Lodz im Alter von 41 Jahren.

Meta Frohmann, verzogen nach Frankfurt, ermordet in Lodz im Alter von 44 Jahren.

Wolf Wolf, verzogen nach Frankfurt, verschollen in Lodz.

Katharine Wolf, verzogen nach Frankfurt, verschollen in Lodz.

Moritz Lahnstein, verzogen nach Frankfurt, ermordet in Mauthausen im Alter von 67 Jahren.

Max Karlsberg, verzogen nach Frankfurt, verschollen in Riga.

Rosa Karlsberg, verzogen nach Frankfurt, verschollen in Riga.

Josef Vorenberg, verzogen nach Frankfurt, ermordet in Theresienstadt im Alter von 78 Jahren.

Thekla Vorenberg, geb. Heidingsfeld, verzogen nach Frankfurt, ermordet in Theresienstadt im Alter von 75 Jahren.

Jakob Vorenberg, verzogen nach Frankfurt, ermordet in Theresienstadt im Alter von 46 Jahren.

Moritz Strauss, verzogen nach Frankfurt, ermordet in Theresienstadt im Alter von 78 Jahren.

Johanette Frohmann, geb. Reinheimer, verzogen nach Mainz, ermordet in Theresienstadt im Alter von 72 Jahren.

Amalie Blum, geb. Frohmann, verzogen nach Kitzingen, ermordet in Theresienstadt im Alter von 83 Jahren.

Minna Frohmann, ermordet in Theresienstadt im Alter von 46 Jahren.

Karl Lilienthal, ermordet in Theresienstadt im Alter von 60 Jahren.

Simon Schack, ermordet in Theresienstadt im Alter von 67 Jahren.

Rosa Schack, geb. May, ermordet in Theresienstadt im Alter von 68 Jahren.

Hilda Frohmann, geb. Flörsheim, verzogen nach Frankfurt, suizidiert nach einem Anschlag im Alter von 66 Jahren.

Rosa Strauss, verzogen nach Frankfurt, verstorben 1940.

Caroline Morgenstern, geb. Hell, verstorben in Bensheim 1938.

... und an diejenigen, die ihr gewohntes Leben aufgeben und "in die Welt" flüchten mussten.

„Die wirkliche und bedeutungsvolle 'Herzensangelegenheit' ist es, die Lehren aus der Asche zu ziehen – nicht zu behaupten,dass es keine Asche gab. Aber es gibt noch etwas anderes, weniger spektakulär als die Leugnung.

Es ist Langeweile, gemischt mit Verärgerung über das‚ständige Gerede über Auschwitz‘, wie man einen Deutschen vor ein paar Tagen sagen hörte. Solche Leute müssen etwas mehr nachdenken. Es gibt keinen Grund, sich zu langweilen, wenn ein Volk beschließt, ein anderes zu vernichten, nur weil die Opfer sind, was sie sind – Juden oder Muslime oder Hutu oder Tutsi.

Das nächste Mal, mein gelangweilter oder verärgerter Freund, könntest du es sein, und daran wäre absolut nichts langweilig.“

Goldmann, Robert: Don‘t be calm about the Holocaust, in: New York Times vom 17.08.1994.

Leonie Otters

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