Orte jüdischen Lebens in Reinheim - Spachbrücken
Stolpersteine in Spachbrücken
In der Bachgasse 1 in Spachbrücken lebten bis 1942 Simon Schack und seine Frau Rosa, geborene May. In ihrem Haus hatten sie eine kleine Milchhandlung, später verkauften sie auch noch Getreideprodukte. Wie viele Spachbrücker hielten sie sich Kleinvieh und hatten ein Gartengrundstück außerhalb des Ortes. Mit ihren beiden Kühen produzierten sie Milch, die sie koscher auch an ihre jüdischen Glaubensbrüder verkaufen konnten. Simon Schack war zuletzt Fabrikarbeiter bei Wacker&Doerr in Ober-Ramstadt.
Der von der NSDAP eingesetzte Ortsbürgermeister Philipp Allmann war sein Arbeitskollege. Dies könnte erklären, warum das Ehepaar Schack relativ unbehelligt von anti-jüdischen Aktionen blieb. Rosa stammte aus Groß-Bieberau, Simon aus Georgenhausen. Er war der Sohn von Nathan Schack und der Bruder von Julius, der im Nachbarort, wie schon der Vater, Metzger und Händler war. Julius war 1936 mit seiner Familie nach Argentinien ausgewandert und so den Vernichtungslagern entkommen.
1942 waren Simon 66 und Rosa 67 Jahre alt. Sie mussten als letzte Juden aus Reinheim und den Ortsteilen ihre Koffer packen und zunächst in ein jüdisches Altersheim in Darmstadt ziehen. Unter dem Vorwand, als Arbeitskräfte in Theresienstadt gebraucht zu werden, deportierte man sie am 27. Sept. 1942 mit 1286 anderen Juden, Sinti und Roma. Im Güterbahnhof in Darmstadt erinnert ein Denkmal an diese Deportationen. Simon und Rosa sind im Ghetto ums Leben gekommen. Ein Grab, an dem man ihrer gedenken könnte, existiert nicht.
Der AKDE, Arbeitskreis Dorferneuerung Spachbrücken, hatte daher beschlossen, dass für Simon und Rosa Schack „Stolpersteine“ verlegt werden sollten. Unter Mitwirkung des Initiators und Künstlers Gunter Demnig und der Spachbrücker Bevölkerung wurde am 11. April 2019 damit ein Zeichen gegen das Vergessen gesetzt.
Jürgen Poth (http://guggugg.de/)